Ab in den Süden

Wie es dazu kommt, dass wir für eine Woche in einer Villa mit Pool verweilen gemeinsam mit unseren Eltern. Willkommen auf Kreta.

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Es ist bereits November und wer mit dem Fahrrad unterwegs ist ist gut beraten, in Richtung Süden zu reisen. Genau das tun wir. Viel südlicher als Kreta geht es in Europa nämlich nicht mehr. Nur eine kleine Insel südlich von Kreta liegt noch näher am Äquator als die grösste Insel Griechenlands.

Manch einer der ein bisschen über unsere Reisepläne informiert ist, fragt sich vielleicht langsam, wann wir Israel erreichen wollen. Corona hat uns, wie vielen anderen auch, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Israels Landesgrenzen sind seit langer Zeit zu für Ausländer und deshalb keine Option für uns. Deshalb sind wir länger in Griechenland geblieben und haben das Treffen mit den Eltern und dem damit verbundenen offiziellen Ende der Fahrradreise nach Kreta verschoben.

So betreten wir nach einer schlafarmen Nacht auf der Fähre kretischen Boden. Aufgrund des Streikes der Fährgesellschaft einen Tag später als ursprünglich geplant, was uns zu einer Busfahrt zwingt, um rechtzeitig bei unseren Eltern zu sein. So verladen wir nach einigem hin und her unsere Fahrräder und lassen uns vom Bus durch die Gegend fahren. In Rethymno angekommen, fahren wir noch wenige Kilometer nach Pigi, ein beschauliches Dorf etwas entfernt vom Meer. Hier dürfen wir unsere Eltern begrüssen, mit ihnen werden wir eine Woche auf der Insel verbringen.

Die Saison ist vorbei und der grosse Vorteil sind tiefere Mietpreise für Unterkünfte. So freuen wir uns alle, eine Woche in einer wunderschönen Villa inklusive geheiztem Pool verbringen zu dürfen, welche liebevoll eingerichtet ist. Wir werden vom Besitzerpaar mit selbst gebackenem Kuchen und Salzgebäck herzlich willkommengeheissen.

Unsere Eltern haben sich Fahrräder gemietet, damit wir gemeinsam ein paar Touren auf der Insel unternehmen können. Die erste Tour führt uns ins Inselinnere zum Potamon See und durch viele kleine Dörfer und hübsche Landschaften. Auch Kreta ist im Landesinnern hügelig, so wie wir es uns ja gewohnt sind. Die zweite Tour führt uns ans Meer und die dritte auf die andere Seite der Insel. Dies ist auch unsere letzte Fahrradfahrt und für uns die schönste Route auf der Insel. Durch die Kourtaliotiko Schlucht fahren wir nach oben und können nebst den steilen Felsen auch Adler beobachten. Etwa mittig der Strecke werden wir vom Regen überrascht und eine Taverne kommt gerade rechtzeitig. Wir kehren ein bis das Schlimmste vorüber ist und wir die kurvige Abfahrt in Angriff nehmen. Diese letzten Kilometer sind nochmals ein Traum obwohl das Wetter wild ist. Durch die Kotsifou Schlucht sausen wir zurück ans Meer getrieben von Wind und Wetter. Das wars. In Plakias angekommen werden wir kurz wehmütig. Unsere letzte Fahrradfahrt mit unseren lieb gewordenen Stahlrössern. Es war schön, mit unseren Eltern gemeinsam die Insel per Zweiräder zu entdecken. Aber auch sonst genossen wir die Zeit mit ihnen, haben die Stadt Chania erkundet und viel leckeres gegessen. Bestens in Erinnerung bleibt uns unser Stammlokal im Dorf. In der Taverne Zorbas haben wir gleich mehrmals gespiesen, das Essen war sehr lecker, die Atmosphäre heimelig und mit Raki (griechischer Schnaps) wurde grosszügig umgegangen.

Die Woche verging wie im Flug und am Samstag Abend war es soweit. Der Vermieter der Fahrräder unserer Eltern hat uns Kartons für die Zweiräder organisiert. Er möchte die Fahrräder unbedingt selber und ohne unsere Hilfe in den Karton packen, was uns etwas schwer fällt. Gerne hätten wir als Abschied unsere Fahrräder reisefertig gemacht, aber er wehrt sich vehement gegen unsere Hilfe. So überlassen wir ihm das Packen und holen die Kartons später ab. Am nächsten Morgen fahren wir mit unseren Eltern an den Flughafen, wo wir sie und die Fahrräder definitiv verabschieden.

Vielen Dank für die schöne Woche zusammen, wir haben es genossen mit euch gemeinsam die Insel zu erkunden und sind unglaublich dankbar für eure Flexibilität. Sie haben nämlich ihre Ferien ganz uns angepasst, die Kartons organisiert, die Fahrräder nach Hause genommen und unsere neuen Reisebegleiter, die Rucksäcke mitgebracht.

Genau, für alle die jetzt denken das wars, die Fahrräder sind weg, Ende der Reise, Ende Blog. Falsch gedacht. Wir sind noch lange nicht durch mit unserer Reise, nur wählen wir nun andere Wege als Transportmittel. Welche, wissen wir auch noch nicht so genau, viele Ideen schwirren in unseren Köpfen. Erst aber geht es zurück mit der Fähre nach Athen. Wir haben gelernt von der letzten Überfahrt. Wir kennen nun die guten Ecken, wo man die Schlafmatte ausbreiten kann und so kommen wir zu ein paar Stunden Schlaf. Auch wohin es als nächstes geht, wissen wir noch nicht genau, aber wir halten euch auf dem Laufenden.