Das Wandern ist des Müllers Lust

Für einmal nutzen wir unsere Füsse als Fortbewegungsmittel und entdecken die Berge Albaniens.

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Dieser Titel mag überraschen, sind wir doch bekannterweise mit den Zweirädern unterwegs. Wir haben sie übrigens getauft (eigentlich schon lange). Unsere Stahlrösser heissen Mani und Bulli. Sie sind immer noch beide wohlauf und haben keinen einzigen Platten erlitten bis dahin. Ein Hoch auf unseren Fahrradmechaniker Tobi von Kurbeldreher. Die empfohlenen Reifen halten, was sie versprechen. Aber zurück zum Wandern.

Im Norden von Albanien befindet sich eine schöne Bergregion und wir haben uns entschieden, für einmal eine Ecke zu Fuss zu entdecken. Shkodër ist eine grössere Stadt im Norden nahe der Grenze und der Ausgangspunkt unserer Tour. Zu dieser Stadt ist zu sagen, dass die Fahrraddichte mit Abstand die höchste ist in ganz Albanien. Das Fahrrad wird als Alltagsmittel genutzt und wir fühlten uns somit puddelwohl in der Masse.

Unsere beiden Zweiräder durften wir netterweise im Hostel deponieren während unserem Ausflug, so dass wir mit wenig Ballast in die Berge reisen. Wir haben uns über eine vertrauenswürdige Homepage Tickets für Transport zur Fähre und Fährenfahrt organisiert und zur Sicherheit noch beim Hostel bestätigen lassen. Wir warten natürlich pünktlich um 6:20 vor dem Hostel, da das Taxi zwischen 6:20-7:00 kommen sollten. 10 nach 7 wird der Schweizer in uns schon zunehmend nervös, denn die Fähre fährt nur 1x täglich, darum ist es wichtig, rechtzeitig dort zu erscheinen. Es taucht dann ein Privatauto auf und outet sich als unser Taxi. Wir laden noch ein holländisches Paar auf und diese erklären uns, dass sie der Busgesellschaft angerufen haben, da niemand gekommen sei und diese haben gesagt, sie hätten sie vergessen... Nur gut, dass diese zwei angerufen haben, wir sind ziemlich sicher, dass auch wir Opfer des Vergessens wurden.

Wir wollen uns anschnallen, werden aber vom Fahrer angehalten dies nicht zu tun. Hier habe es keine Polizei, es sei deshalb nicht nötig. Allenfalls wäre es nochmals sinnvoll, über die Aufgabe eines Sicherheitsgurtes aufzuklären... Wer einen funktionierenden Sicherheitsgurt hat, schnallt sich dann in einer unbeobachteten Minute doch noch diskret an. Wir erreichen zu unserer Erleichterung rechtzeitig die Fähre und sind überrascht über den grossen Ansturm. Wir finden Platz auf dem Deck, wo sich viele Touristen tummeln. Die Fährenfahrt über den Komastausee wird als eine der schönsten Schifffahrten in Europa angepriesen, also erneut eine Superlative. Steile Felswände umgeben die Schlucht, die engsten Passagen sind knapp 50m breit. Einzelne kleine ursprüngliche Dörfer schmücken die Küste und Abfall bildet Farbpunkte auf dem blauen See. Auf Deck herrscht ein unausgesprochener Kampf bzgl. des besten Platzes für Fotos und Aussicht, je länger die Reise dauert, umso entspannter wird die Lage.

Nach einer erneuten Fahrt mit dem Minibus erreichen wir unser Tagesziel, Valbona. Schöne Berge, Wälder und Flüsse laden zum erholen oder wandern ein, was wir am nächsten Tag auch tun. Von Valbona kann man den Pass überqueren nach Teth, ein weiteres Bergdorf. Die Route ist beliebt, aber wir sind zeitig unterwegs, so dass sich die Massen in Grenzen halten. Munter wandern wir durch die sehenswerte Landschaft bis zur Passhöhe, geniessen die Aussicht und steigen dann wieder ab ins andere Tal nach Theth. Theth ist ein hübsche Dörfchen, welches hauptsächlich aus Gasthäusern besteht. Es ist enorm am boomen und in ein paar Jahren wird es wohl schon wieder ganz anders aussehen. Es ist zu hoffen, dass das hübsche Dorf seinen Charm bewahren kann. Der Tourismus ist schon immer ein bisschen Fluch und Segen gleichzeitig. Wir übernachten in einem dieser Gasthäuser. Man kriegt immer das Frühstück und Abendessen und dies besteht einfach aus dem, was Garten und Tiere hergeben.

Wir unternehmen am zweiten Tag nochmals eine Wanderung, auch wenn wir unsere Beine etwas spüren. Sie sind sich zwar Fahrradfahren gewohnt, aber beim Wandern werden offensichtlich nochmals ganz andere Muskelgruppen aktiviert. Wir wandern zu einem kleinen Wasserfall und wieder zurück, wobei der Rückweg eher etwas mühsam ist, die müden Beine machen sich bemerkbar. Mit einem spannenden Podcast in den Ohren schaffen wir den Heimweg über die Schotterpiste. Es bleibt eine letzte Übernachtung in der frischen Bergluft und dann reisen wir zurück nach Shkodër. Wir haben die Zeit ohne Fahrrad genossen, freuen uns nun aber wieder, mit unseren treuen Freunden Albanien zu erkunden.