Die Geschichte einer Zugfahrt

Wenn nicht alles wie auf Schienen läuft und man sich überlegt, ob nicht besser doch ein anderes Verkehrsmittel gewählt hätte.

feature_image

Nachdem unsere Fahrräder den weiten Weg in die Heimat angetreten haben sind wir nun auf andere Fortbewegungsmittel angewiesen. Das Ziel heisst Thessaloniki und wie wir gehört haben soll es von Piräus gut mit dem Zug erreichbar sein. Wie wir es uns aus der Schweiz gewohnt sind, buchen wir die Tickets online, so dass wir uns am nächsten Morgen um nichts mehr kümmern müssen.

Frühzeitig sind wir am Bahnhof, wo man uns freundlich zeigt, auf welchem Gleis der Zug fahren wird. Eine Beschilderung sucht man hier vergebens. Ein erster Zug kommt und geht, unser fährt erst etwas später. Die Zeit vergeht und ein zweiter Zug lässt auf sich warten. Auf dem Perron sammeln sich die Menschen, aber alle sehen entspannt aus, so dass wir uns keine Sorgen machen. Bis plötzlich eine Bahnangestellte auftaucht und auf griechisch etwas in die Menge ruft, worauf ein kleiner Tumult ausbricht. Auf unsere Frage, ob sie dies allenfalls auch in Englisch sagen könne antwortet sie mit "no" und wendet sich ab. Zum Glück springen sofort andere Reisende in die Bresche und erklären uns, dass der Zug nach Athen, wo wir umsteigen müssen ausfalle. Auch werde kein Ersatzzug kommen, man müsse sich also selbst nach Alternativen umschauen. Doch bevor wir überhaupt überlegen können, wie wir dies wohl am besten bewerkstelligen könnten, werden wir von einem gestressten jungen Mann angehauen, ob wir mit ihm ein Taxi teilen wollen. Bis zur Abfahrt des Anschlusszuges bleiben rund 15 Minuten und so willigen wir ein und eilen nach draussen. Schnell findet sich ein Taxi, welches sich sofort auf den nicht allzu weiten Weg macht. Während wir mit unseren Fahrrädern noch gemütlich an den Autokolonnen vorbeiziehen konnten, stehen wir nun aber mitten im Athener Morgenverkehr. Natürlich schaffen wir es nicht einmal annähernd zur rechten Zeit an den Athener Bahnhof, sehr zum Verdruss unseres Begleiters.

Immerhin sind wir nun wenigstens mal am richtigen Ort, dem Hauptbahnhof von Athen. Das heisst ein kleines Bahnhofsgebäude und acht Geleise, wovon noch drei in Betrieb sind (siehe Titelbild). Alles sieht heruntergekommen aus. Die Bahn scheint in Griechenland eher ein Nischenprodukt zu sein, was uns nach unseren Erfahrungen nicht gerade überrascht. Nun gilt es das bereits gelöste Ticket gegen ein Neues einzutauschen. Wenigstens haben wir genügend Zeit, denn der Zug nach Thessaloniki fährt nur alle drei Stunden. "Zum Glück" ist man fast gewillt zu sagen, denn dieser Prozess dauert eine gefühlte Ewigkeit. Nach rund 15 Minuten, während denen die Tastatur durch die Dame im Ticketoffice richtiggehend malträtiert wurde, halten wir die neuen Tickets in der Hand. Nun heisst es erneut warten.

Zum Glück fährt zweite Zug dann aber einigermassen pünktlich und so kommen wir dann doch noch in Thessaloniki an. Man muss kaum erwähnen, dass dieser Bahnhof in noch schlechterem Zustand als jener in Athen ist. Die besten Tag dieses Verkehrsmittels liegen wohl schon eine Weile zurück und wir kommen nicht umhin etwas wehmütig an die Schweizerischen Bundesbahnen zu denken. Wie sehr haben wir uns in der Vergangenheit über wenige Minuten Verspätung geärgert. Ein Lächeln huscht übers Gesicht.