Echte italienische Tomatensauce

Von schönen Begegnungen und italienischer Kochkunst.

feature_image

Wie lernt man Leute kennen? Diese Frage haben wir uns in den vergangenen Wochen immer wieder mal gestellt. Natürlich kommt man immer wieder mit Leuten ins Gespräch. Etwa wenn wir unsere schwer beladenen Räder auf den Camping schieben, oder während einer gemütlichen Mittagspause an einer Seepromenade. Unsere Fortbewegungsart zieht Blicke auf sich, aber meist entstehen nur kurze Konversationen, die sich hauptsächlich um unsere Pläne oder vergangene Fahrradtouren unseres Gegenübers drehen. Auch wenn wir diesen kurzen Gespräche und das Interesse schätzen, wäre es oft spannen jemanden mal ein bisschen besser kennenzulernen. Und völlig unerwartet geschah dies ein erstes Mal...

An einem wieder einmal sehr heissen Tag kommen wir gegen Mittag in Rab, einer mittelalterlichen Stadt auf der gleichnamigen Insel an. Nun soll es auf die nächste Insel gehen, auf die es aber keine Autofähre gibt, was genau der Grund für unsere Pläne ist. Ein kleines Boot fahre gegen Abend lassen wir uns sagen und vertreiben darauf die Zeit in der Altstadt. Nach einem abkühlenden Bad im Meer sitzen wir im Schatten einer alten Kastanie auf einer Steinbank und lassen das bunte Treiben auf uns wirken.
Da kommen plötzlich zwei Radfahrer in unserem Alter vom Meer herauf, denen man die Kilometer in der prallen Sonne auch gut ansehen kann. Als wir später wieder am Hafen vorne stehen treffen wir sie wieder. Auch sie wollen auf die besagte Insel, sind aber nicht die einzigen. Der Kapitän bescheidet uns, dass er die Fahrräder leider nicht mitnehmen könne, zu viele Leute.

Es findet sich aber schnell ein Wassertaxi, welches gerne vier Radfahrer auf die nächste Insel bringt und so sitzen wir schon bald im kleinen Boot, die Fahrräder zwischen uns. Wir geniessen die Fahrt in der Abendsonne und beginnen schon bald über unsere Ausrüstung zu fachsimpeln. Michele und Pietro aus Norditalien während zwei Wochen auf einer ambitionierten Rundfahrt. Fotos werden gemacht und als wir auf der Insel ankommen, wollen wir uns verabschieden.
Da sie leichter reisen und daher keinen Kocher mitführen sind sie auf der Suche nach einem Restaurant, was sich schwieriger gestaltet als erwartet. Wir auf der anderen Seite haben noch keinen Platz für die Nacht. So beschliessen wir, uns zusammenzutun.

Auf dem Camping angekommen geniessen wir erst einmal das Meer, welches im Sonnenuntergang golden leuchtet. Diese abendliche Erfrischung gehört schon fest zu unserem Tagesablauf. Danach machen wir uns ans Kochen. Oder besser gesagt Michele und Pietro. Mit einer Leidenschaft, die seinesgleichen sucht machen sie sich daran Pasta mit Tomatensauce zu kochen. Nun ist es ja nicht so, dass wir das noch nie gemacht hätten und normalerweise würde dies bei uns ziemlich schnell gehen. Was für Banausen wir in dieser Hinsicht doch sind. Mit viel Liebe wird die Zwiebel fein gehackt - ja nicht zu viel. Danach wird alles mit Rosmarin, den Pietro frisch gepflückt hat langsam eingekocht.

Als wir im Schein unserer Taschenlampen dann endlich essen können, müssen wir zugeben: So geht Pasta mit Tomatensauce! Auch wenn sich die beiden für die Pasta entschuldigen, welche nicht ihrem Anspruch genüge, geniessen wir dieses authentische Stück Italien in vollen Zügen. Gemütlich sitzen wir zusammen und lassen den Abend ausklingen.

Als wir uns am nächsten Morgen früh von einander verabschieden, stellen wir zufrieden fest, dass es wohl doch nicht ganz so schwer ist, Leute kennenzulernen.

Und Tomatensauce kochen wir ab jetzt auch länger!